Ereignisbericht: Totale Sonnenfinsternis Tuerkei 2006

Totale Sonnenfinsternis Tuerkei 2006







Bereits am Vortag der Sonnenfinsternis war uns klar, hier muessen wir uns rechtzeitig einen Platz fuer unsere Stative und Geraetschaften reservieren. Wir hatten uns einen Platz neben der Strandbar rausgesucht. Um uns diesen Platz zu sichern standen wir schon recht frueh auf. Als wir am Platza Nr. Uno ankamen war Gorden bereits da. Wir gingen abwechselnd Fruehstuecken und niemand konnte uns diesen platz mehr streitig machen.
Es war ein sonniger klarer Morgen und schon bald stiegen die Temperaturen so weit an das wir unsere Jacken ausziehen konnten.

Bis zum ersten Kontakt war es noch weit hin und wir nutzten die verbleibende Zeit unser Equipment zu testen. Da wurde u.A. der Fokus der Kamera am Teleskop geprüft. Teleobjektive wurden noch mal schnell getauscht. Alles in Butter. Wir waren bereit. Langsam füllte sich der Platz und irgendwann vor dem ersten Kontakt waren alle Plaetze rund um die Strandbar besetzt.
Um 12.38 Uhr Ortszeit war es dann soweit. Der erste Kontakt. Nun sollte es noch weit über eine Stunde dauern bis zur Totalitaet.

30 Minuten vor der Totalität bauten wir eine Digikamera auf um die Stimmung und die fortschreitende
Daemmerung zu dokumentieren, Mit Intervallschaltung und jeder Minute ein Bild sollte dieses Vorhaben gelingen.
Noch bevor es richtig ernst wurde, nahmen wir noch schnell einen Imbiss an der Bar ein und versorgten uns mit Getraenke. Da die Toilette auch gleich nebenan war, ging in dieser Richtung auch nichts schief.
Waehrend der partiellen Phase beobachteten wir, wie die durchscheinende Sonne in den Schattenregionen der Bäume lauter kleine Sicheln formte.
Mit fortschreitender Finsternis wurde das Licht ringsum diffus. Alles wirkte irgendwie anders, ganz komisch, irgendwie unwirklich. Persoenlich fuehlte ich mich etwas benommen.
Andre bemerkte das seine Kamera nicht mehr ausloeste. Die Ursache des Defekt konnte nicht festgestellt werden. Andre verzichtete auf das Fotografieren und genoss das Ereignis pur. Ronald hatte seine chemische mit einem Tele bewaffnet und versuchte sich mit Mehrfachbelichtung. Alle fuenf Minuten machte er ein Foto auf dem bereits vorher belichteten Bild. Gordens Kamera, bewaffnet mit einem 300mm Objektiv wurde von einen Notebock ferngesteuert. Alles lief perfekt und er konnte auf seinen Plan *B*, der Benutzung einer programmierbaren Fernbedienung verzichten. Diese hat er mir dankenswerterweise ueberlassen.

An meiner Ausruestung lief bisher auch alles klaglos. Heike genoss den Anblick blank einer mitgebrachten Sofi-Brille ohne irgendwelchen Stress. Unser Platznachbar der Talianer Joachim Uhlig hatte bereits zu Anfang ein digitales Thermometer im Schatten platziert.** Aber auch ohne Thermometer merkte man das es zum Ende der partiellen Phase immer kuehler wurde und man doch nicht mehr auf die Jacke verzichten wollte
Dann war es endlich soweit. Den heranrasenden Schatten sahen wir zwar nicht, aber die Totalitaet wurde mit einem staunenden Geraune begruesst. Es wurde richtig Dunkel und die erdunkelte Sonne zeigte in voller Pracht ihre zauberhafte Corona. Die Vögel hoerten auf zu zwitschern und die Froesche in einen nahe gelegenen Kanal flippten aus und Quakten was das Zeug hielt.

Bereits einige Sekunden vorher hatte ich den Sonnenfilter vom Teleskop genommen, konnte aber wegen eines Belichtungsfehlers den Diamantring nicht im Bild festhalten. Alles war ueberbelichtet. Da ich wegen der Dunkelheit die Belichtungszeit nicht erkennen konnte drehte ich zum Anfang in die falsche Richtung und das naechste Bild war dann ganz weiss. Also alles mit Vollkraft in die Gegenrichtung. Als ich dann die Richtige hatte, waren schon einige wertvolle Sekunden verstrichen. Noch hatte ich die Spiegelvorausloesung eingeschalten , die mir ebenfalls je 1,6 Sekunden pro Bild klaute. Ich knipste dann mit der richtigen Belichtungszeit mehrere Bilder. Da meine Monti ohne Motoren war musste auch die Sonnenscheibe immer wieder zentriert werden. Im Sucher konnte man wunderbar die verfinsterte Sonne nebst gigantischer Korona und ein Paar roten Protuberanzen erkennen. Es war ein traumhafter Anblick. Nun war es Zeit auch einmal die Sonne durchs Fernglas anzusehen. Man war das ein geiler Anblick. Kein Bild und kein Film kann dieses Erlebnis so rueberbringen wie das Live-Erlebnis. Noch waren einige Sekunden Zeit bis zum Ende der Totalitaet und ich schraubte noch einmal die Belichtungszeit zurueck. Einige wenige Bilder bekam ich noch in den Kasten und dann piepste meine Armbanduhr. Es war Zeit den Filter wieder raufzupacken. Wenige Sekunden spaeter wurden die ersten Stellen der Sonne wieder vom Mond freigegeben und es wurde wieder *hell* Dieses gigantische Ereignis wurde von allen anwesenden Sofijuengern mit anhaltenden Beifall bejubelt. Wir besorgten uns erst einmal ein paar Becher Rotwein und stiessen miteinander des gelungenen Events wegen an.
Ich befestigte dann die programmierbare Fernbedienung wieder an die Kamera und merkte aber erst zwanzig Minuten spaeter das die Kamera gar nicht ausgeloest wurde.
Aber was solls den Rest der partiellen Phase arbeiteten beide wieder klaglos.
Es war fuer uns alle, trotz einiger Pannen, ein gigantisches Erlebnis, auf das keiner von uns haetten verzichten wollen.


** Von Joachim erfuhren wir das die Temperatur von 21,6 Grad C auf 17,9 Grad fiel.